Geboren in Teheran/Iran, lebt und arbeitet Mona Hakimi-Schueler in Berlin. Sie studierte Kunst und Kunstpädagogik an der Universität Osnabrück. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und Projekten in Deutschland und im Ausland gezeigt, darunter in Fruchthalle (Rastatt), ifa-Galerien (Berlin und Stuttgart), Essl Museum (Wien), Haus am Kleistpark (Berlin), Haus der Kunst (München), Galerie Haus am Lützowplatz (Berlin), Shedhalle (Tübingen), Museum Moderner Kunst (Wien), AB Projects (Zürich) und Krinzinger Projekte (Wien). Ihre Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, wie Essl Museum (Wien), Badisches Landesmuseum (Karlsruhe), Städtisches Museum (Rastatt) und Sammlung Piepenbrock (Berlin).
Die Sehnsucht nach einem Ort der Schönheit und des Friedens, aber auch Nostalgie und Trauma prägen Mona Hakimi-Schülers
Kunst. Ihre Zeichnungen und Malereien, Kollagen, Reliefbilder und Installationen zeichnen sich durch eine schöne, seltsam entrückte Traumhaftigkeit aus, die manchmal auch einem Alptraum gleicht. Sie schafft Erzählräume, in denen sie die ihr so vertraute Welt der persischen Miniaturen aufgreift und Erinnerung, Fantasie und erlebte Gegenwart zusammenbringt. In der Auseinandersetzung mit ihrer fragmentarischen Identität als Iranerin in Deutschland verbindet die Künstlerin historische Ereignisse und kulturelles Erbe mit persönlichen Erfahrungen und Emotionen und macht sie auf eindringliche Weise zugänglich.
Mehr zu den Werken
Die malerische Serie Selbstbildnisse (2006), in der Hakimi-Schüler die komplexe Identität iranischer Frauen und damit auch ihre eigene als junge Frau in Iran verhandelt, markiert den Beginn dieser Auseinandersetzung. In der kurz darauf entstandene Serie Memory trace (2008) erscheinen die kleinen Zeichnungen und Malereien auf Holz wie Standbilder einer Erinnerungssequenz aus der Kindheit und Jugend der Künstlerin. Indes beginnt mit der Collage und Installation Where the horse dies (2024) eine neue Schaffensphase. Unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse in Iran vermittelt sie ein verändertes Verhältnis der Künstlerin zu jener gesellschaftlichen Dimension des ‚Ichs‘, die sie als gebürtige Iranerin an ihre Herkunft bindet: eine neue Gegenwärtigkeit, die zugleich in symbolträchtige Landschaften entrückt wird und eine Befreiung von der Vergangenheit, die aber durch Gewalt und Schmerz geprägt ist. Hier ist auch das großformatige Reliefbild Morgengrauen (2024) zu verorten.
Diese Arbeiten rahmen das bisherige Werk von Hakimi-Schüler ein, das umfangreiche Serien und installative Projekte umfasst. Darin verwebt sie mythologische Bezüge mit persönlichen Erinnerungen zu vielschichtigen, mehrdimensionalen Bildwelten. Tiere bevölkern diese Welten und begleiten in den Collagen und Zeichnungen der Serie Stories I live by (2010-2012) das Alter Ego der Künstlerin durch verstellte Bildachsen, beengende Architekturen und traumartige (Stadt-) Landschaften. In den Installationen Helden-taten (2009-2010), Lion on news garden (2014) und Head in clouds (2014-2015) steht die symbolträchtige Figur des Löwen im Mittelpunkt, die über Jahrhunderte die iranische Nation verkörperte. Während der Löwe für Stärke und Macht steht, sind die zahlreichen Pferde in Hakimi-Schülers Bildwelten in ihrer schieren Präsenz widerständig. Sie stehen dem Alter Ego der Künstlerin stetig und still bei oder rücken als lebensgroße Figur in den Vordergrund, wie in der Installation Dreaming the past (2021-2022).
Wie schon in den frühen Selbstbildnissen thematisiert Hakimi-Schüler auch in den drei großen Installationen Multi-bodies (2012-2013) die streng reglementierten und tradierten weiblichen Erscheinungs- und Rollenbilder der iranischen Gesellschaft und interpretiert sie auf poetische und spielerische Weise neu. Going to the lucky house in white dress, leaving it with white shroud nimmt ein iranisches Sprichwort wörtlich und kleidet die Braut in Leichentücher. A short path between holy shrine and bazaar rüstet die Frau mit modischen Accessoires für den alltäglichen Kampf auf der Straße. Und Not all heroes are registered spielt mit der performativen, heroischen Männlichkeit, wie sie im traditionellen Zurkhane (Haus der Stärke) zelebriert wird.
Text von Hannah Jacobi
